Vergangenheit spiegeln – Zukunft projizieren: Salon und Filmraum in der Schule am Bullenhuser Damm zur Woche des Gedenkens Hamburg-Mitte.
vom 24.04. bis 27.04.2025
Täglich geöffnet ab 17:00 Uhr.
Das Gebäude in Rothenburgsort, das 1944/45 als Außenlager des KZ-Neuengamme diente, ist heute in Teilen eine Gedenkstätte, die v.a. an die dort kurz vor Kriegsende von der SS ermordeten 20 jüdischen Kinder und 28 Erwachsenen erinnert. Abgesehen von einer Kita sind weite Flächen des Hauses jedoch seit Jahrzehnten ungenutzt. Für vier Tage aktivieren wir diesen Leerstand als einen Raum zum Reden, Zuhören und Filme schauen – samt einer Ausstellung zum Spannungsfeld „Gedenkorte und Stadtentwicklung“.
Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung, aber auch der Morde am Bullenhuser Damm setzt unser dokumentarisches Filmprogramm mit zwei Filmen aus den 1980er Jahren zur furchtbaren Geschichte der Schule einen ortsbezogenen Rahmen zur Entstehung des Gedenkortes. Darüber hinaus zeigen wir ausgewählte Filme, die mit einem Fokus auf Biographien vom Überleben und vom Widerstand im Nationalsozialismus erzählen. Unser Blick soll sich dabei besonders auf die generationsübergreifenden Folgen und Traumata durch die Verfolgung richten. Denn die Frage nach der Zukunft der Erinnerung an die Verbrechen im Nationalsozialismus muss immer wieder neu beantwortet werden. Und in ihr verbindet sich das Private mit dem Politischen.
Unser Filmsalon ist auch der Versuch, das Gebäude jenseits der Gedenkstätte im Kellergeschoss wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – temporär zwar, aber modellhaft. Dazu wollen wir uns mittels der Filme der Geschichte des Gebäudes widmen und eine Debatte über seine Zukunft anstoßen. Der jahrzehntelange Leerstand ist auch ein Zeugnis der Ratlosigkeit über den Umgang mit einem komplizierten Ort. Wir wollen mit unserem Salon zudem neue Impulse in einen auch sonst vernachlässigten Teil der Stadt Hamburg bringen und laden herzlich dazu ein, in den Hamburger Osten zu kommen.
Ergänzt wird der Filmsalon durch zwei Ausstellungsräume: In einem zeigt die Initiative Dessauer Ufer, die zu einem nur wenige Kilometer entfernten anderen ehemaligen KZ-Außenlager arbeitet, ihre aktualisierte Ausstellung „Zeitkapsel Lagerhaus G“. Der andere wird einer Dokumentation des Planungsstands der Neubebauung der näheren Umgebung der Schule Bullenhuser Damm gewidmet sein, wobei insbesondere auch die Perspektive der Aktionsgemeinschaft Ost, die die Umgestaltung des städtischen Raums im Bereich des sog. ‚Billebogens’ kritisch verfolgt, Platz finden soll. Historisches Wissen und Erinnerungen werden innerhalb eines Workshops auf einer neuen Karte skizzenhaft verortet. Beide Räume verbindet die komplexe Frage nach den Widersprüchen und Möglichkeiten, die sich auftun, sobald Gedenkorte und Stadtentwicklung aufeinandertreffen. Wie lassen sich städtebauliche Prozesse und Erinnerungsarbeit miteinander verbinden, wo stehen sich diese aus welchen Gründen im Weg? Der geplante Filmsalon soll auch ein Ort sein, der dieser Debatte Raum verschafft, Informationen anbietet und Denkanstöße liefert.
Der aktuelle Rechtsruck mit seinen west- und ostdeutschen Ausprägungen verschiebt die gesellschaftlichen Aufmerksamkeitsökonomien in einer Weise, dass ohnehin marginalisierte Gruppen gegeneinander ausgespielt werden. Und das geschieht innerhalb des Kontextes einer neoliberal geprägten Stadtentwicklung, in denen Räume des Austauschs eher weniger als mehr werden und Gedenkorte in erster Linie über Besucher*innenzahlen bewertet und als Tourismusziele geratet werden. Gedenkorte sind aber erkämpfte Räume. Erkämpft von betroffenen Communities, Initiativen, Angehörigenverbänden und Verbündeten in meist langwierigen Prozessen – für die sogenannte “Gesellschaft” – also die Allgemeinheit. Die Frage nach der Notwendigkeit und der Ausgestaltung von Erinnerungsorten muss stets am konkreten Ort aktualisiert werden. Die Debatte über eine künftige, darüber hinausgehende Nutzungsform, die ihre Zugänglichkeit und die historische Bedeutung des Ortes miteinbezieht, gilt es im Kontakt miteinander zu führen.
Lasst uns gemeinsam darüber nachdenken, wie gemeinwohlorientierte, soziokulturelle und stadtteilbezogene Zukünfte im Spiegel der Vergangenheit projiziert werden können.
Eine Kooperation mit der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V., der Initiative Dessauer Ufer und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte. Mit Unterstützung der dokumentarfilmwoche hamburg.
Salon und Filmraum sind kostenlos zugänglich. Wir können voraussichtlich leider keinen barrierefreien Zugang zu den Räumen gewährleisten. Ein Besuch der Gedenkstätte Bullenhuser Damm ist zu den Öffnungszeiten des Salons zeitweilig möglich.
Im Rahmen einer Förderung der Hallo: Festspiele 2025 durch die Elbkulturfonds, die Behörde für Kultur und Medien und der Hamburgischen Kulturstiftung.
Donnerstag 24.04.2025
16:00 Kartierungs-Workshop „Gedenkorte und Stadtentwicklung im Hamburger Osten“ in Kooperation mit ZOLLO
Der Hamburger Osten wird sich durch die stadtplanerischen Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten stark verändern, heute noch sichtbare Spuren können verwischt werden und das Wissen über die Geschichte(n) überdecken. Diese Spuren der Zeit – oft geborgen durch die Initiative und Recherche von Einzelpersonen – wollen wir gemeinsam kartographisch dokumentieren und somit multiplizieren.
Hierzu findet ein Workshop in der Schule am Bullenhuser Damm statt, zu dem Du herzlich eingeladen bist, dein Wissen mitzubringen und zu teilen. Neben einer Karte des Stadtraums stehen Karten des Planungsstands der Neubebauung der näheren Umgebung der Schule Bullenhuser Damm als Diskussionsgrundlage zur Verfügung. Der Workshop ist ein Auftakt für einen längeren Prozess. In den nächsten Monaten soll das Wissen der Menschen und Initiativen des Stadtteils über die NS-Geschichte mit Archivbesuchen und Stadtspaziergängen vertieft werden und immer detailreicheres Kartenmaterial zur Vermittlung und Sichtbarkeit erstellt werden.
18:30 „Das Tribunal – Mord am Bullenhuser Damm“ von Lea Rosh / 148 min // mit Gästen
Der Eröffnungsfilm dokumentiert einen einmaligen Vorgang: Dort, wo die juristische Aufarbeitung versagt hatte und Urteile verhindert wurden, die zwar angesichts der behandelten Verbrechen niemals geeignet gewesen wären, Gerechtigkeit herzustellen, aber doch wenigstens eine Anerkennung der Schuld mit sich hätten bringen können – hier ermächtigt sich ein nichtstaatliches Gremium aus der Mitte der Gesellschaft, öffentlich über dieses Versäumnis und seine Hintergründe zu sprechen. Lea Roshs Film wurde, wie es damals hieß, zwar im Fernsehen „ausgestrahlt“, aber doch selten gezeigt. Heute eine vernünftige Vorführkopie zu finden, erweist sich als obskur kompliziert. Umso mehr beleuchtet dieser erinnerungspolitische Vorgang von vor bald 40 Jahren und 80 Jahre nach den Morden in aller Deutlichkeit die politischen, die biographischen und die gesellschaftlichen Verwerfungen, die die NS-Diktatur bis heute hinterlässt. Das Tribunal kehrt als Film und als Akt der Aufarbeitung eines Traumas an den Ort seiner Entstehung zurück.
Freitag 25.04.2025
17:00 “Dann vergesse ich alles” von Daniel Poštrak u.a. / 15 min // PREMIERE mit Gästen
Aufgereiht treiben die Fahrzeugkarosserien langsam durch eine Industriehalle. Von Hand schleift Ali Rıza Ceylan hier Lackierfehler. Seit mehr als 40 Jahren arbeitet er bei Ford am Fließband. In den Pausen zieht er sich zurück. An einem Tisch, abseits des Produktionstrubels, sitzt Ali Rıza und lässt im Schein einer Neonröhre aufden Resten der Schleifpapiere Kunstwerke entstehen. „Malen tut mir gut“, sagt er. Selbst seine Erfahrung als Überlebender von rassistischem Terror tritt dann in den Hintergrund. Ali Rızas Bilder entstehen nicht für das große Publikum und finden überraschend doch ihren Platz in einem großen Museum. „Dann vergesse ich alles“ ist ein Film über den durch rassistische Gewalt verursachten Schmerz, die Widerstandskraft durch Kunst und nicht zuletzt die Geschichte einer späten Anerkennung.
17:45 “Mirjam – Leben mit Mauthausen” von Allegra Schneider u.a. / 37 min // mit Gästen
Mirjam Ohringer wurde 1924 geboren. Schon als Kind unterstützte sie mit ihren Eltern Untergetauchte, die aus Deutschland in die Niederlande flohen. Als die Niederlande von den Deutschen besetzt werden, ist sie 16 Jahre alt und im kommunistischen Milieu aktiv, z.B. bei der Verbreitung der kommunistischen Parteizeitung „Wahrheit“. Im Jahr 1942 musste sie untertauchen, weshalb sie den Krieg überlebte. 1982 fuhr sie zum ersten Mal nach Mauthausen, wo ihr Verlobter Ernst Josef Prager ermordet worden war. Sie wurde zum Gründungsmitglied des Niederländischen Mauthausen-Komitees, dessen Vorsitzende sie zuletzt auch war. Am Ende ihres Lebens erzählt sie vom antifaschistischen Widerstand und den Verlusten, die bis heute wirken.
19:00 “Wir dürfen es nicht vergessen” von Thorsten Wagner / 74 min // mit Gästen – zum Trailer
Antje Kosemund wurde 1928 in Hamburg geboren. Sie war das sechste von zwölf Kindern in der Familie Sperling. Ihre frühen Erinnerungen zeichnen ein eindrückliches Bild von Unterdrückung, Armut und Gewalt, die Familien im Nationalsozialismus ertragen mussten – insbesondere solche, die aus widerständigen Arbeiter*innenmilieus stammten. Ihre Schwester Irma Sperling fiel den Verbrechen der Nationalsozialisten gegen sogenanntes „unwertes Leben“ zum Opfer. Sie wurde nach Wien deportiert und am 8. Januar 1944, im Alter von 14 Jahren, in einer sogenannten Kinderfachabteilung ermordet. In den 1980er- und 1990er Jahren begann Antje Kosemund, den Todesumständen ihrer Schwester nachzugehen. Stellvertretend für ihre Familie und für hunderte weitere Opfer, setzte sie sich in einem schmerzhaften Prozess mit Irmas Schicksal auseinander und kämpfte für ein würdiges Gedenken. Seit Jahrzehnten berichtet Antje Kosemund als Zeitzeugin von ihrer Familiengeschichte, die sie 2011 auch in ihrem Buch „Sperlingskinder” niederschrieb. Mit ihrer Präzision, ihrer moralischen Klarheit und ihrer empathischen Erzählweise vermittelt sie eindringlich die Lebensrealitäten von Opfern des Nationalsozialismus. Dadurch macht sie nicht nur die individuellen Auswirkungen des Faschismus greifbar, sondern zeigt auch, wie diese Zeit auf vielen Ebenen bis heute nachwirkt. Ihre zentrale Botschaft ist dabei so simpel, wie essentiell: “Wir dürfen es nicht vergessen”.
21:00 “Nelly & Nadine “ von Magnus Gertten / 92 min – zum Trailer
Der Film erzählt die unglaubliche Geschichte zweier Frauen, die sich in einem Konzentrationslager ineinander verlieben. Die belgische Opernsängerin Nelly Mousset-Vos und die chinesische Widerstandskämpferin Nadine Hwang lernen sich Heiligabend 1944 im KZ Ravensbrück kennen, wo beide Gefangene sind. Kurz vor Kriegsende werden sie getrennt, finden sich wieder, ziehen nach Venezuela, um dort ihre Liebe frei leben zu können. Viele Jahre lang wurde Nellys und Nadines bemerkenswerte Liebesgeschichte geheim gehalten, sogar vor engsten Familienmitgliedern. Jetzt hat Nellys Enkelin Sylvie das Privatarchiv des Liebespaars geöffnet. Magnus Gerttens berührender Dokumentarfilm erzählt anhand von Nellys Tagebuch und Fotos, Liebesbriefen und Filmrollen eine bemerkenswerte Geschichte über den Horror des Krieges, gut gehütete Familiengeheimnisse und die Liebe gegen alle Widerstände. Der Film wurde bei der BERLINALE mit dem Teddy Award ausgezeichnet, die höchste Ehrung für einen LGBTQ+ Film.
Samstag 26.04.2025
17:00: “Mendel Schainfelds zweite Reise nach Deutschland” von Hans-Dieter Grabe / 43 min
Der Filmemacher Hans-Dieter Grabe fährt Zug mit dem Holocaust-Überlebenden Mendel Schainfeld von Oslo nach München, weil dieser dort zu einer ärztlichen Untersuchung muss, in der Hoffnung, bescheinigt zu kriegen, dass seine Belastungen groß genug sind, um eine höhere Rente zu erhalten – als Ausgleich für die Arbeit, die er wegen der unbewältigten KZ-Zeit unfähig zu leisten ist. Der dreiviertelstündige Film ist ein einzigartiges Dokument: ein poröser Körper, ganz Stimme, in dem eine Schuld mit sich ringt, die doch die Leute empfinden müssten, die in der sonnenbeschienenen Landschaft hinter dem Fenster des Zugabteils leben; dass er sich fast entschuldigt dafür, nicht das Deutschland erlebt zu haben, von dem sein Vater ihm vorgeschwärmt hat; dass er leidet am Umstand, einem Toten im KZ das Brot genommen zu haben oder an der Tatsache, für die Sowjets nach Kriegsende nur ungenau übersetzt haben zu können (der Unterschied zwischen «Kriminal-» und «Geheimpolizei»), trotz all der Geschichten, mit denen sich Deutsche nach 1945 auf ‹Mitläufer› geschminkt haben, und der Bereitschaft der Siegermacht, Schuldige zu identifizieren. Selbst dafür, keinen Hass zu empfinden auf seine Peiniger, entschuldigt sich Schainfeld noch, auch wenn ihm das vielleicht ein Wohlgefühl verschaffen könnte: «Aber ich schaffe es leider nicht.»
19:00: „Pizza in Auschwitz“ von Moshe Zimmermann / 64 min
Der 52-minütige Dokumentarfilm „Pizza in Auschwitz“ von Moshe Zimmermann, dem Sohn von Holocaust-Überlebenden, erzählt in eindringlicher Offenheit von der Reise einer Familie und den qualvollen Erinnerungen eines über 70-jährigen Mannes, der einst in Auschwitz inhaftiert war. Der Film zeigt, dass der Holocaust und die traumatischen Erfahrungen, die damit verbunden sind, nicht nur die direkten Überlebenden beeinflussen, sondern auch deren Nachfahren. Er beleuchtet damit einen intergenerationalen Konflikt. Diese Dokumentation einer beeindruckenden Reise stellt das gewohnte Verständnis von Erinnerungskultur auf den Kopf. Danny Chenoch (74) hat 5 Vernichtungslager überlebt, darunter auch Auschwitz und hat diese Orte, an denen er seine Kindheit verlor, nach Ende des Krieges bereits mehrmals besucht. Nun will er eine solche Reise mit seinen Kindern machen und zum Abschluss eine Nacht in seiner alten Pritsche in Auschwitz verbringen. So begibt sich Danny zusammen mit seinem Sohn und seiner Tochter, die von der Idee nicht allzu begeistert sind, und einem Filmteam auf den Weg nach Auschwitz.
21:00: „Nicht verRecken“ von Martin Gressmann / 110 min – zum Trailer
Immer weiterlaufen, um mit dem Leben davonzukommen… Anfang 1945 werden überall dort, wo die Front in die Nähe der Konzentrationslager kommt, Gefangene Richtung Westen getrieben. Häftlinge aus den Lagern Sachsenhausen und Ravensbrück müssen bis zu 250 Kilometer marschieren. Anfang Mai werden die Überlebenden der Tortur in Raben Steinfeld bei Schwerin, in Ludwigslust, in Plau am See und noch weiternördlich von der Roten Armee und der US-Armee befreit. Über sieben Jahrzehnte später folgt Regisseur Martin Gressmann („Das Gelände“) den Hauptrouten der Todesmärsche durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, an denen heute 200 Gedenktafeln stehen. In seinem Film „Nicht verRecken“ lässt er die letzten, heute hochbetagten Zeugen zu Wort kommen. Einige von ihnen sprechen zum ersten Mal darüber. Sie erinnern sich an ein Grauen, das nicht verschwindet. Wie weit muss man zurückschauen, um zu verstehen, wie stark das Vergangene mit dem Heutigen verknüpft ist?
Sonntag 27.04.2025
14:00 Barkassenfahrt über Spreehafen, Reiherstieg, Lagerhaus G, Rothenburgsort, Tiefstack und Bille (IDU)
Anmeldungen an initiative-dessauer-ufer@riseup.net (15-20€ je Ticket, nach Selbsteinschätzung) – Fahrt ist ausgebucht!
18:00 „Die Kinder vom Bullenhuser Damm“ von Karl Siebig / 75 min // mit Gästen
Karl Siebigs Film behandelt eines der furchtbarsten Naziverbrechen, das während der Diktatur in Hamburg begangen wurde. Kurz vor der Befreiung der Stadt wurden am 20. April 194520 Kinder in der Schule am Bullenhuser Damm, die damals zu einem Außenlager des KZ Neuengamme umfunktioniert worden war, erhängt und getötet. Ein leitender SS-Arzt hatte an den Kindern medizinische Experimente mit Tuberkuloseerregern durchgeführt. Getrieben von der Angst, dass die Alliierten diese Taten entdecken könnten, wurden die jungen Kinder auf Befehl ermordet. Mit ihnen wurden zwei Häftlingspfleger, zwei Häftlingsärzte und 24 sowjetische Kriegsgefangene hingerichtet. Anhand von Dokumenten und Augenzeugenberichten rekonstruiert der Film die tragischen Ereignisse. Der Film entstand in einer Zeit, in der es zum Aufbau einer ersten Gedenkstätte in der Schule am Bullenhuser Damm kam, in der aber auch Neonazis einen Bombenanschlag auf den Ort verübten und in der die Versäumnisse der juristischen Aufarbeitung offenbar wurden. Siebigs Film ist eine Zeitreise in gleich mehrfacher Hinsicht.
20:00 „Hammerbrook Blues“ von Louis Fried / 65 min // mit Gästen – zum Trailer
Eine essayistische Spurensuche in Hamburg-Hammerbrook. Hier lebte früher die Familie des Filmemachers, bis der dicht besiedelte Arbeiterstadtteil durch die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört wurde. Spuren sind bis heute ins Stadtbild eingeschrieben – sichtbare wie unsichtbare. Zwischen Mahnmal und Wiederaufbau versteckt sich Geschichte, die das ganze Viertel zu einem riesigen Friedhof gemacht hat. Die Gegend am östlichen Rand der Innenstadt war immer schon Bestandteil stadtplanerischer Strategien. Nach dem Krieg wurde das Areal zum Gewerbegebiet erklärt, heute sollen dort neue Wohnungen entstehen. Ein neuer Atelierplatz führte Louis Fried nach Hammerbrook. Mit ruhigen Bildern, zufälligen Begegnungen und feinen Beobachtungen reflektiert er über seine Familiengeschichte, die Vergangenheit und Zukunft Hammerbrooks und das Leben, das in der beinahe unwirklichen Kulisse zwischen Kanälen, Industrie und Ausfahrtsstraßen stattfindet.